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Vermerke

Weblog eines Angestellten

Ich gestehe: ich schau ab und an in die Statistiken. Es gibt noch den einen oder anderen standhaften Besucher.

Ich Grüße ausdrücklich alle Verwaltungsangestellten, die direkt über Google zugreifen. Suchbegriff: „Wie schreibe ich einen Vermerk“.

Was mich zutiefst rührt: In den letzten 1-2 Jahren ist hier nicht viel passiert und doch kommt der eine oder andere wieder, zumal auch die letzten Einträge eher Übungen sind. Irgendwann wird es wohl auch wieder vor Sinn strotzende Texte geben. Bis dahin üb ich noch und versuch´s mal mit Improtexten. Das Prinzip ist bekannt:

  • jeder der hier liest, hinterlässt in den Kommentaren ein Nomen, ein Verb, oder Adjektiv (bitte!)
  • wenn da unten rechts 10 Wörter stehen, versuch ich daraus eine Kurzgeschichte, Prosa, Lyrik oder einen Sachtext zu schreiben.
  • wenn keine 10 Wörter zusammenkommen, stelle ich mich schmollend in die Ecke und versuche es in 1-2 Jahren noch einmal.

(Und ja: ich bin darauf gefasst, dass es Begriffe wie Vorratsdatenspeicherung, bedingungslos, Grundeinkommen, verraten, Sozialdemokraten, blabla sein können.)

 

Es gibt Momente, die reißen Massen aus den Sitzen. Ich nenne solche Momente „Bohemian Rhapsody Momente“. Wer wissen will warum, lässt das Queen Video einfach mal bis 3:17 laufen, hält kurz vorher die Luft an und gibt dem Bauchgefühl freien Lauf.

Solche Momente können desaströs sein. Goebbels hatte einen. Im Sportpalast.

Solche Momente können die Welt verbessern. Martin Luther King hatte einen. Vor dem Lincoln Memorial.

Schriftsteller, Musiker, Filmemacher können solch Momente in klein und in in groß aus dem Nichts stampfen. Politiker könnten das auch.

Der letzte politische Bohemian Rhapsody Moment, an den ich mich erinnern kann liegt 7 Jahre zurück. Manchmal vermiss ich das.

Hinterrad angeschlossen.

Wer hat sie nicht: Die Urgroßmutter, lebensweisheitsschwanger und mit entwaffnenden Sprüchen ausgerüstet.

Äußerst beliebt und gerne genommen:

„Das ist wie Fahrradfahren. Das verlernt man nicht.“

Natürlich haben Urgroßmütter immer recht. Und Großmütter. Und Mütter. Sogar deren männliche Pendants. Wer allerdings nach 2 Jahren Abstinenz den Entschluss fasst wieder Fahrrad zu fahren, wird feststellen, dass sie halt nur teilweise recht haben.  Vermutlich betrifft der Ausspruch nur gewisse Grundfähigkeiten. Balance halten. Geradeaus fahren. Vielleicht ist man zu beginn des letzten Jahrhunderts auch ganz anders Fahrrad gefahren. Gerade aus. Auf freier Strecke. Gemächlich.

Balance halten geht zweifelsohne. Etwas wackelig zwar, in den ersten Sekunden, aber man verlernt es nicht. Geradeaus fahren? Geht. Aber wer fährt heutzutage nur langsam geradeaus?

Schon das Bremsen stellt sich als verlernbar heraus. So einen Bremsweg intuitiv richtig zu berechnen ist eine diffizile Angelegenheit. Auch die benötigte Bremskraft muss man wieder völlig neu einschätzen lernen. Vom Kurven fahren ganz zu schweigen. Gottverdammte Fliehkraft. Bordsteine sind ohnehin gefährliche Obstakel. Und woher kommen überhaupt die ganzen unberechenbaren Fußgänger und Autofahrer.

Man kann den eigenen Alterungsprozess dafür verantwortlich machen, dass man plötzlich das doppelte der Fahrzeit für die früher so rasant genommene Strecke benötigt. Früher, also vor 2 Jahren. Früher war der Aufschwung so elegant wie der eines Zirkusartisten. Der Antritt so kraftvoll, dass dem Audifahrer auf den ersten 50 Metern nach der Ampelschaltung nichts blieb, als dem knackigen Hintern bewundernd nachzuschauen. Das Anbremsen einer Haarnadelkurve ging direkt in die 45° Seitenlage über und die Vollbremsung am Ziel brachte Rauch, quietschen und ein kontrolliert ausbrechendes Hinterrad hervor. Damals.

Man könnte den eigenen Alterungsprozess dafür verantwortlich machen. Vermutlich ist jedoch nur der Urgroßmütterliche Spruch unpräzise.

Volle Leistung immer höher rauf,
Es muss weiter gehen, Arbeit hört nie auf.
Seh die Wracks, ich seh die Burnouts.

Mono & Nikitaman „Zeit Steht Still“

Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen. Nur ein paar Fingerübungen und Spielerein. Irgendwie muss man sich ja seine Skills langsam wieder erarbeiten.

Die SPD hat eine Papier (.pdf) vorgelegt. Einen Entwurf um genauer zu sein. Ich hab es noch nicht gelesen und bin jetzt grad auch viel zu müde das zu tun.

Dieses Internet hat den Entwurf entdeckt und so weit ich das überblicke fangen die ersten an zu lesen und das ist gut. Vor dem Lesen nutzen andere die Suchfunktion, um sich selber zu finden. Sie geben Worte wie „Internet“, „digital“ oder „Web“ ein, weil sie meinen, dies seien sichere Indikatoren für Fortschritt. Also als Wort. Das ist albern.

Ich les es morgen quer, ohne Suchfunktion. Ganz altmodisch. Am Bildschirm oder auf dem Weg ins Büro.

Die Woche geschickt zu einem Tag gemacht,
Den Tag zu einem Augenblick.
Deine Cleverness hat dir viel Geld gebracht,
Die Mode verlangt es zurück.

(Keimzeit: „Zweiundzwanzig“)

Rückblicke sind eigenartige Dinger. Je nach Gemütslage und Ist-Situation lösen sie komplett konträre Gedanken aus. Die Spannweite geht von

Nee. Dit muss ick mir nich mehr geben.

bis

Früher war alles besser.

Letzteres nennt man dann wohl „Nostalgie“.

Ich bin kein Nostalgiker. Bis zum Ende der Skala ist es noch weit und dennoch gibt es einen einzigen guten Vorsatz für das Jahr 2011: In meine persönliche Timeline muss wieder mehr letztes Jahrhundert.

Wir haben studiert, was uns interessiert hat. Mal mehr, mal weniger. Haben gearbeitet um zu leben. Mal mehr, mal weniger. Wir haben gelebt, um zu leben, nicht um zu studieren oder zu arbeiten, aber die Arbeit, die uns interessiert hat, haben wir mit Leidenschaft getan.

Wir sind mit umgerechnet 250€ durch halb Europa gereist. Komfort war uns nicht wichtig. Da zu sein zählte.

Wir haben uns unsere Musik nach dem ausgesucht, was sie uns sagt, was sie uns gibt und nicht danach, was man grad so hört.

Es gab ein Richtig und es gab ein Falsch und wir haben Nächte damit zugebracht unsere Positionen abzugleichen, auszutesten, dafür zu streiten, bevor wir uns auf einen Kompromiss eingelassen haben.

Mode war uns egal. Funktional mussten die Klamotten sein. Schnörkellos, robust und bequem. Accessoires waren uns suspekt und eher Anlass für Gelächter.

Wir haben uns mit denen verstanden, die uns verstanden haben. Der Rest war halt da, aber egal. Wir haben ihnen alles Gute gewünscht und sind weitergegangen.

Wir waren plan und ziel-, aber niemals ideenlos.

Im Detail ist das im Jahr 2011 nicht mehr umsetzbar. Auch wenn man mit diesem Internetdings arbeitet, wo man wohl noch auf Jahre als Berufsjugendlicher gilt.

Was zählt ist die Einstellung und die hol ich mir jetzt wieder zurück. Stück für Stück. Nennt es Nostalgie, wenn ihr wollt.

An einer Regierung, die seit der Wahl vor sich hineiert, Probleme nicht löst, sonder intern zerredet ist kaum etwas zu kritisieren, ausser die Passivität an sich. Das ist lahm. Politik im Alltag ist zudem oftmals „KleinKlein“. Da streitet man sich über Jugendschutz im Internet oder über Hartz IV. Alles Themen, bei denen man nachsteuert, Kompromisse findet. Das ist wichtig und weniger lahm.

Aber dann stolperst du über Sätze, die wieder die Frage nach dem „Grossen und Ganzen“ aufwerfen. Sätze, die Dir zeigen warum du da stehst, wo du stehst. Sätze, die inakzeptabel klingen und die weder Verständnis, noch Kompromiss zulassen.

Ein solcher Satz steht heute in der Berliner Zeitung:

Ich glaube nicht, dass sich Kinder wünschen, in einer homosexuellen Partnerschaft aufzuwachsen.

Der Satz an sich ist bereits absurd genug und er wirkt noch kruder, wenn man die Frage und den Rest der Antwort noch hinzunimmt:

Wir dachten, die Union wäre so sehr für die glückliche Familie?

Stimmt. Aber zuerst muss die Frage nach dem Kindeswohl gestellt werden. Es kommt nicht so sehr darauf an, ob die Erwachsenen als glückliche Familie leben wollen. Ich glaube nicht, dass sich Kinder wünschen, in einer homosexuellen Partnerschaft aufzuwachsen.

Ich sehe heftiges Nicken an konservativen Stammtischen:

Homosexualität ist unnatürlich. Wenn´s sowas gibt, dann bitte im Verborgenen und schützt unsere Kinder.

Ich sehe nachdenkliches Nicken bei den konservativen Grünen aus Mitte und Prenzlauer Berg:

In meinem Nachbarhaus wohnt ein homosexuelles Paar und eigentlich sind die ganz normal, aber wenn die jetzt ein Kind erziehen sollten? Wer ist dann der Vater und wer die Mutter? Und nachher wird der Junge auch noch schwul.

Jetzt kann man versuchen argumentativ dagegenzuhalten. So etwa:

Kinder sind dort glücklich, wo sie mit Liebe, Respekt und klaren Linien erzogen werden usw… Aber lohnt sich das? Oder ist das nicht einfach so banal, dass es traurig ist, es immer und immer wieder wiederholen zu müssen.

Man könnte Beispiele von gleichgeschlechtlichen Paaren heranziehen, deren Kinder weniger an ihren Eltern, als an der gesellschaftlichen Inakzeptanz um sie herum leiden. (Kinder leiden übrigens immer an ihren Eltern) Aber lohnt sich das?

Was mich immer und immer wieder wütend macht, ist der Missbrauch des Wortes „Kindswohl“. Es ist leer, nicht verallgemeinerbar und es geht Volker Kauder mitnichten um selbiges. Er bemäntelt damit, ganz profan, seine Homophobie. Und das ist indiskutabel, aber es hilft mir, mich politisch einzuordnen und es zeigt, dass das Gesellschafts- und Familienbild der CDU sehr weit von meinem entfernt ist.

versprochen ist versprochen. ich fang dann halt wieder an zu bloggen.

Ich bin heute morgen über einen ziemlich kruden Satz gestolpert:

Können Männer eigentlich Kinder und Karriere unter einen Hut bringen? Diese Frage wird nie gestellt und zwar zu Recht, denn für Männer existiert diese Problematik nicht.

Entfernt hab ich ihn aus einem Vorabdruck von „Frauen und Männer passen nicht zusammen – auch nicht in der Mitte“ in der Berliner Zeitung. Sollte Marketingkalkül hinter dem Satz stecken, hat Malte Welding zumindest bei mir damit einen Volltreffer gelandet. Ich bin gespannt, wie sich das Ungetüm in das Gesamtwerk einfügt.

In der Vorabdruckemanzipationsproblematikzustandsbeschreibung sind die gesellschaftlichen, politischen, persönlichen Probleme gut beschrieben auf den Punkt gebracht.

Es gibt wenig Dissenz darüber, dass wir uns in einem Zwiespalt zwischen gelernten und tradierten Rollenmodellen und dem eigenen emanzipatorischen Ansprüchen leben. Wir sind uns alle einig, dass Lohndiskriminierung, erschwerter Zugang zum Arbeitsmarkt, Ehegattensplitting solche Strukturen festigen und selbst gute Ideen, wie das Elterngeld das Problem nicht lösen, sondern teilweise erhalten.

Der zitierte Satz stört mich eigentlich nur, weil er mich in meiner persönlichen Situation trifft und die beschriebene Problematik grade ziemlich existentiell ist.

Ich frag mich die ganze Zeit nur, ob das grundlegenste Problem nicht viel grundlegender ist. Wir haben verlernt Aufgaben als gemeinschaftliche Aufgaben anzunehmen und gemeinschaftlich zu lösen. Wir sind so verdammt individualisitisch, dass wir uns um andere Individuen nur kümmern, wenn es unseren eigenen Bedürfnissen entspricht. Das gilt für das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, zwischen Deutschen und Nichtdeutschen, zwischen Arm und Reich, zwischen Kreuz und Quer. Ich halte nix von „Kampfdebatten“, abc vs. xyz, weil sie ausser Acht lassen, dass die Probleme des Andern meist mit den eigenen verwoben sind. Das gilt insbesondere für Paare, welchen Geschlechts auch immer.

Wir vergessen, dass die Diskriminierung anderer in er Regel auch die eigenen Diskriminierung einschliesst:

  • Ein Mann, dem es lieb und wichtig ist, dass seine Frau die Milch vom Herd holt muss sich daheim unheimlich unwichtig und nutzlos vorkommen. Er wird zum „Familienernährer ohne weitere Funktion“ degradiert und zwar nicht zuletzt von der Frau, die das zulässt und sich oft auch dort einrichtet.
  • Ein Arbeitgeber, der Mütter als billige, gut ausgebildete Hilfskräfte einstellt vergibt Vätern die Chance Vater zu sein. (Und handelt zudem nicht wirtschaftlich, weil er Potentiale gemischter Teamarbeit nicht nutzt.)
  • Frauen, die Männern vorwerfen, dass sie „Familienernährer ohne weitere Funktion“ sind, lassen aussen vor, dass es zu oft gar keine Alternative für das Familienauskommen gibt und das eine Familie halt doch irgendwie ernährt werden muss. Zu oft beschränken sie sich auf den Vorwurf an sich.

Um auf das monierte Zitat zurückzukommen:

Doch. Die Frage stellt sich und die Problematik existiert, sowohl in der Partnerschaft, als auch nach einer Trennung. Und die Lösung heisst Abbau der Diskriminierung von Frauen und Anerkennung der Vaterrolle ausserhalb des Ernährermodells.

Irgendeiner muss ja anfangen. Frohes Fest!

Wir wollten nie so sein, wie unsere Eltern. Wir wollten alles besser machen und zumindest in einem Punkt haben wir es geschafft: Wir haben Computer.

Machen wir uns nichts vor. Uns wird das Schicksal unserer Eltern ereilen. Unsere Kinder werden smarter, cooler, besser als wir sein, zumindest bei diesem Internetzeugs. Mein Sohn (2) slidet schon jetzt die Fotos auf dem iDings schneller und geschickter durch, als ich es je könnte. Der komperative Vorteil, den wir gegenüber unserem Nachwuchs haben dauert allenthalben 12 Jahre und danach gibt´s noch eine Karrenz von 8-15 Jahren, in der man mit Druck arbeiten kann (so lange du die Füße unter meinen Tische steckst… usw.).

Was bringt man den Monstern in der Zeit bei? Was gibt man ihnen mit? Wie erklär ich meinem Kind die Welt?

Felix hat darauf eine erschreckend schön einfache Antwort:

Einige Gerichte haben entschieden, dass Eltern haften und Schadensersatz bezahlen müssen, wenn ihre Kinder im Internet das Recht verletzen. Denn Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren können in vielen Fällen noch nicht belangt werden. Beaufsichtigst du deine Kinder, wenn sie im Internet sind? Und hast du deine Kinder über „richtiges Verhalten” im Internet geredet?

klar haben wir mit dem kind darüber geredet. mehr oder weniger haben wir ihm dieselben sachen gesagt, die mir meine eltern als kind erzählt haben: nimm keine bonbons von fremden an, steige bei fremden nicht ins auto, sag fremden nicht, wo du wohnst und nimm sie nicht mit nach hause. zerstöre keine kaugummiautomaten, drück nicht auf feuermelder, benehme dich anderen gegenüber so wie du selbst von ihnen behandelt werden möchtest, gehe keine allzu grossen risiken ein.

Danke! Ich dachte schon, ich wäre der einzige konservative Sack mit klassischem Erziehungsmodell.