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Vermerke

Weblog eines Angestellten

An einer Regierung, die seit der Wahl vor sich hineiert, Probleme nicht löst, sonder intern zerredet ist kaum etwas zu kritisieren, ausser die Passivität an sich. Das ist lahm. Politik im Alltag ist zudem oftmals „KleinKlein“. Da streitet man sich über Jugendschutz im Internet oder über Hartz IV. Alles Themen, bei denen man nachsteuert, Kompromisse findet. Das ist wichtig und weniger lahm.

Aber dann stolperst du über Sätze, die wieder die Frage nach dem „Grossen und Ganzen“ aufwerfen. Sätze, die Dir zeigen warum du da stehst, wo du stehst. Sätze, die inakzeptabel klingen und die weder Verständnis, noch Kompromiss zulassen.

Ein solcher Satz steht heute in der Berliner Zeitung:

Ich glaube nicht, dass sich Kinder wünschen, in einer homosexuellen Partnerschaft aufzuwachsen.

Der Satz an sich ist bereits absurd genug und er wirkt noch kruder, wenn man die Frage und den Rest der Antwort noch hinzunimmt:

Wir dachten, die Union wäre so sehr für die glückliche Familie?

Stimmt. Aber zuerst muss die Frage nach dem Kindeswohl gestellt werden. Es kommt nicht so sehr darauf an, ob die Erwachsenen als glückliche Familie leben wollen. Ich glaube nicht, dass sich Kinder wünschen, in einer homosexuellen Partnerschaft aufzuwachsen.

Ich sehe heftiges Nicken an konservativen Stammtischen:

Homosexualität ist unnatürlich. Wenn´s sowas gibt, dann bitte im Verborgenen und schützt unsere Kinder.

Ich sehe nachdenkliches Nicken bei den konservativen Grünen aus Mitte und Prenzlauer Berg:

In meinem Nachbarhaus wohnt ein homosexuelles Paar und eigentlich sind die ganz normal, aber wenn die jetzt ein Kind erziehen sollten? Wer ist dann der Vater und wer die Mutter? Und nachher wird der Junge auch noch schwul.

Jetzt kann man versuchen argumentativ dagegenzuhalten. So etwa:

Kinder sind dort glücklich, wo sie mit Liebe, Respekt und klaren Linien erzogen werden usw… Aber lohnt sich das? Oder ist das nicht einfach so banal, dass es traurig ist, es immer und immer wieder wiederholen zu müssen.

Man könnte Beispiele von gleichgeschlechtlichen Paaren heranziehen, deren Kinder weniger an ihren Eltern, als an der gesellschaftlichen Inakzeptanz um sie herum leiden. (Kinder leiden übrigens immer an ihren Eltern) Aber lohnt sich das?

Was mich immer und immer wieder wütend macht, ist der Missbrauch des Wortes „Kindswohl“. Es ist leer, nicht verallgemeinerbar und es geht Volker Kauder mitnichten um selbiges. Er bemäntelt damit, ganz profan, seine Homophobie. Und das ist indiskutabel, aber es hilft mir, mich politisch einzuordnen und es zeigt, dass das Gesellschafts- und Familienbild der CDU sehr weit von meinem entfernt ist.