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Vermerke

Weblog eines Angestellten

versprochen ist versprochen. ich fang dann halt wieder an zu bloggen.

Ich bin heute morgen über einen ziemlich kruden Satz gestolpert:

Können Männer eigentlich Kinder und Karriere unter einen Hut bringen? Diese Frage wird nie gestellt und zwar zu Recht, denn für Männer existiert diese Problematik nicht.

Entfernt hab ich ihn aus einem Vorabdruck von „Frauen und Männer passen nicht zusammen – auch nicht in der Mitte“ in der Berliner Zeitung. Sollte Marketingkalkül hinter dem Satz stecken, hat Malte Welding zumindest bei mir damit einen Volltreffer gelandet. Ich bin gespannt, wie sich das Ungetüm in das Gesamtwerk einfügt.

In der Vorabdruckemanzipationsproblematikzustandsbeschreibung sind die gesellschaftlichen, politischen, persönlichen Probleme gut beschrieben auf den Punkt gebracht.

Es gibt wenig Dissenz darüber, dass wir uns in einem Zwiespalt zwischen gelernten und tradierten Rollenmodellen und dem eigenen emanzipatorischen Ansprüchen leben. Wir sind uns alle einig, dass Lohndiskriminierung, erschwerter Zugang zum Arbeitsmarkt, Ehegattensplitting solche Strukturen festigen und selbst gute Ideen, wie das Elterngeld das Problem nicht lösen, sondern teilweise erhalten.

Der zitierte Satz stört mich eigentlich nur, weil er mich in meiner persönlichen Situation trifft und die beschriebene Problematik grade ziemlich existentiell ist.

Ich frag mich die ganze Zeit nur, ob das grundlegenste Problem nicht viel grundlegender ist. Wir haben verlernt Aufgaben als gemeinschaftliche Aufgaben anzunehmen und gemeinschaftlich zu lösen. Wir sind so verdammt individualisitisch, dass wir uns um andere Individuen nur kümmern, wenn es unseren eigenen Bedürfnissen entspricht. Das gilt für das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, zwischen Deutschen und Nichtdeutschen, zwischen Arm und Reich, zwischen Kreuz und Quer. Ich halte nix von „Kampfdebatten“, abc vs. xyz, weil sie ausser Acht lassen, dass die Probleme des Andern meist mit den eigenen verwoben sind. Das gilt insbesondere für Paare, welchen Geschlechts auch immer.

Wir vergessen, dass die Diskriminierung anderer in er Regel auch die eigenen Diskriminierung einschliesst:

  • Ein Mann, dem es lieb und wichtig ist, dass seine Frau die Milch vom Herd holt muss sich daheim unheimlich unwichtig und nutzlos vorkommen. Er wird zum „Familienernährer ohne weitere Funktion“ degradiert und zwar nicht zuletzt von der Frau, die das zulässt und sich oft auch dort einrichtet.
  • Ein Arbeitgeber, der Mütter als billige, gut ausgebildete Hilfskräfte einstellt vergibt Vätern die Chance Vater zu sein. (Und handelt zudem nicht wirtschaftlich, weil er Potentiale gemischter Teamarbeit nicht nutzt.)
  • Frauen, die Männern vorwerfen, dass sie „Familienernährer ohne weitere Funktion“ sind, lassen aussen vor, dass es zu oft gar keine Alternative für das Familienauskommen gibt und das eine Familie halt doch irgendwie ernährt werden muss. Zu oft beschränken sie sich auf den Vorwurf an sich.

Um auf das monierte Zitat zurückzukommen:

Doch. Die Frage stellt sich und die Problematik existiert, sowohl in der Partnerschaft, als auch nach einer Trennung. Und die Lösung heisst Abbau der Diskriminierung von Frauen und Anerkennung der Vaterrolle ausserhalb des Ernährermodells.