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Vermerke

Weblog eines Angestellten

Back in the Days
Meine Kinder sind gerade im „Warum?-Alter“. Um ehrlich zu sein, sind sie es schon seit ein paar Jahren. Vermutlich sind sie so geboren. Mit etwas Glück und einer gesunden Renitenz gegenüber gängigen Bildungs- und Erziehungsmustern bleiben sie auch so. Mit etwas Ermutigung stellen sie hoffentlich ihr ganzes Leben lang die richtigen Fragen an sich selbst und an andere. Leute, die entdecken, dass die „Cloud“ eigentlich nur eine riesige Serverfarm ist haben sich diese kindliche Renitenz erhalten. Sie stellen die richtigen Fragen, auch wenn sie es spät tun. Vielleicht ist eine solche Frage der Beginn einer wunderbaren Suche nach den Grundlagen des Internets. Vielleicht steht am Ende dieser Suche ein tiefgreifendes Verständnis von technischen Wirkungszusammenhängen, die Auswirkungen auf Markstellungen und -prozesse haben. Vielleicht ist Sigmar Gabriel da auf dem richtigen Weg?

Sigmar Gabriel hat im heutigen FAZ Feuilleton Google als zentralen Bösewicht des 21. Jahrhunderts ausgemacht. Er hat das Internet als monopolisitsch, räuberisch und ausbeuterisch beschrieben. Dahinter stehen die richtigen Fragen:

  • Wie funktionieren digitale Marktmechanismen?
  • Wie verändert sich der „Besitz“ von Wissen und Kreativität?
  • Wie verändern sich die Bedingungen unter denen wir arbeiten?

Und er gibt 4 Antworten (die Überschriften sind bewusst in SPD-Flugblatt-Sprache gehalten):

1. Politik muss den Wählern die Rückeroberung der Daten ermöglichen!

Ausgerechnet der Bösewicht Google bietet unter https://www.google.com/settings/dashboard einen relativ guten Überblick darüber an, welche Daten er über mich speichert. Das mag nicht vollständig sein und gibt auch nur Indizien darüber, was mit den Daten am Ende passiert, aber mal ehrlich: wie oft schaut sich das jemand an?
Bevor man Google zerschlägt, sollte man Kinder und Erwachsene datenkritisch erziehen?
Der Deal „mehr Daten=mehr Comfort“ muss hinterfragt werden.

(Gabriel führt auch das Problem an, dass die Unternehmen Daten an Geheimdienste weitergeben. Da musste ich kurz schlucken, denn wer kontrolliert die noch mal? Die Parlamente und Regierungen?)

2. Monopole im Internet müssen verhindert werden!

Wie kam es eigentlich zum Googlemonopol? Wie zum Facebookmonopol? Und wie hat sich das gefestigt?
Google hat einen einfachen Suchschlitz mit einem effizienten Suchalgorithmus ins Netz gestellt. Bis heute existieren dazu Wettbewerber auf dem Markt und das diskriminierungsfrei. Es gibt eine zivilgesellschaftliche Bewegung, die für offene Standards eintritt. Alles da, nur wenige nutzen es. Das ist ein Problem, welches das Kartellamt nicht lösen wird. Kritisch hinterfragende Kinder schon.
Ein Anfang wäre ja zum Beispiel die Unterstützung der Open Source Bewegung?

3. Globalisierung stoppen!

Gewinnverlagerungen, Steuervermeidung, Arbeitsplatzverschiebungen – Alles Themen, die uns seit den 90ern beschäftigen. Nichts, was spezifisch digital wäre. Ausser der Tatsache, dass digitale Güter noch einfacher verschoben werden können, als in China produzierte Ersatzteile für das Auto „Made in Germany“.
Was ist es mir eigentlich Wert, ein von einer Edelfeder verfasstes Feuilleton zu lesen, bevor mir irgendjemand eine digitale Kopie zuschickt?
Wenn die BIO Banane aus Ecuador kommt, ist es dann wirklich eine humane Banane?

Ich befürchte, auch hier sind die Möglichkeiten der Bundesregierung beschränkt, wenn sie nicht auf kritisch hinterfragende Bürger treffen. Gleichzeitig ist das wohl der Bereich, in dem Nationen über Abkommen am meisten bewirken können. Go Ahead! Ich freue mich über konkrete Vorschläge und die Umsetzung!

4. Gute digitale Arbeit!

Darüber sprach ich bereits.

Wie gesagt, ich find es gut, dass man sich auf den Weg macht und hinterfragt, but…. ich muss jetzt erstmal weiterarbeiten.

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