29/01/2009 Twittern und twittern lassen
Folgendes, rein fiktives Szenario:
Ein Twotterer X (der terminlich sehr eingebunden ist, viel um die Ohren hat und sich um eine ganze Menge kümmern muss) hat eine tolle Idee oder wird von jemandem aus seinem Umfeld auf eine super Idee gebracht. Die könnte ungefähr so Aussehen und läuft auf dem beliebten Microbloggingdienst Twotter:
Die Aktion an sich ist eigentlich genial und Folgender 1010 dürfte in naher Zukunft folgen. Der Twott muss daher schnell raus. Dummerweise ist grad keine Zeit oder keine technische Möglichkeit ihn abzusetzen. Wir kennen das ja Termine, Termine, Termine.
Twotterer X beauftragt also eine Vertrauten, wir nennen ihn mal Twotterer Y (der ihn beispielsweise technisch und strategisch berät und über die Zugangsdaten verfügt), damit den Twott abzusetzen. Der nutzt ein beliebtes Tool namens „fuchsigestwottertool“, mit dem man mehrere Accounts verwalten kann und weil es schnell gehen muss setzt er den Twott in einem falschen Account ab.
Die Story wird, skandalträchtig in dem einen oder anderen Blog verbraten. Was??? TSGHessen twottert gar nicht selbst?
Und ich sitz davor und frag mich: SO WHAT?
Zurück in die Realität. Im Zusammenhang mit bloggenden Politikern hatte ich schon mal etwas dazu geschrieben:
Wie ein Text ins Internet kommt und wie der Dialog organisiert wird ist unerheblich.
Das variiert von Persönlichkeit zu Persönlichkeit. Arbeitsprozesse müssen halt irgendwie organisiert werden.
Letzte Woche war ich bei der 100-Jahrfeier der Plattform politik-digital.de, die bekanntermaßen eine Chatreihe mit Politiker und in Kooperation mit tagesschau.de macht. Auf der Feier kursierte mal mehr und mal weniger amüsante Anekdoten über einzelne Gäste. Die Frage, ob einer der Gäste selbst getippt oder von einem Assistenten oder einer Assitentin hat tippen lassen, spielte alle mal am Rande eine Rolle. Niemand, wirklich niemand skandierte allerdings:
Was??? Der lässt tippen? Der chattet gar nicht selbst!
- 4 comments
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Permalink # Oliver Zeisberger said
Was? Wo gibts diesen Dienst Twotter? Ich will mitmachen!!!
Und wenn ich gross bin möchte ich Twottertipper für irgendeinen tollen Twotterstar werden…
Auf das jeder muss mal die Sau sein kann, die durch Twitterhausen getrieben werden kann. Das nenn ich mal Demokratisierung durchs Netz. 😉
Permalink # Jens said
Was mich daran erinnert, dass es mal einen Politiker gab, der an einem Chat teilnahm. Aus technischen Gründen aber telefonisch.
Sprich: Er telefonierte mit einem „Mittler“, der für ihn die Fragen der Chatter vorlas und dann die Antworten eintippte. 🙂
Permalink # sgievert said
100 Jahre sind es leider noch nicht, sonst würden wir uns hier bei politik-digital.de sicher noch gerne an den Chat (damals noch elektrifizierte Audienz) mit Kaiser Wilhelm anno 1908 erinnern!
Die Frage nach der Authenzität bei „Twotter“ ist angesichts der sehr persönlichen Ansprache und Inhalte (und der daraus resultierenden Erwartungshaltung der Follower) dort aber m.E. nicht ganz unwichtig. Nicht wichtig ist, ob der Politiker nun wirklich immer alles selbst bedient. Aber die Inhalte sollten schon (wie sicher im geschilderten Fall) vom twotternden Politiker selbst kommen. Bei unseren Chats werden die Antworten ja von den Gästen selbst gesprochen und dann schnell verschriftlicht.
In Japan gab es meines Erinnerung nach mal einen Spitzenpolitiker, der in einem Interview nach seinen Blog gefragt wurde und gar nicht wusste, was das ist.
Permalink # Sebastian said
(Gefühlt gibt es politik-digital.de aber schon 100 Jahre)
Das die Inhalte von der Persönlichkeit selbst kommen müssen stelle ich auch nicht in Abrede. Das ist in dem Fall auch der Fall. Es geht eher um die Frage der verfahrenstechnischen Umsetzung.